Archiv der Kategorie: Macht

Bertrand Russell

Ich höre zur Zeit „A History of Western Philosophy“ von Bertrand Russell, eine Mischung aus Sozialgeschichte und Philosophiegeschichte mit erfrischend klaren Stellungnahmen eines Autors, der sich keine Mühe gibt, unparteiisch zu sein. Sicherlich ist er dabei sehr selektiv und hoffnunglos eurozentrisch, aber seine analytische Klarheit und harschen Polemiken machen das mehr als wett. Meine Lieblingsbeispiele sind seine Diskussion der Logik von Aristoteles und sein imaginärer Dialog zwischen Nietzsche und Buddha.

Ungleichheit

Die große politische Frage und die große kulturelle Frage der modernen Welt ist, wie dieses theoretische Loblied auf die Gleichheit mit der andauernden und zunehmend schärferen Polarisierung der realen Lebenschancen und mit der Befriedigung von Bedürfnissen in Einklang zu bringen ist, die der Kapitalismus geschaffen hat.

Immanuel Wallerstein, Der Siegeszug des Liberalismus (1789-1914). Das moderne Weltsystem IV.

Im Rahmen einer Längsschnittuntersuchung hat man die Bevölkerung acht sozialen Lagen zugeordnet. Die oberste wird aber nicht etwa Reichtum, sondern „Wohlhabenheit“ genannt. Was ist denn das bitte? Ausgerechnet im neuen Armuts- und Reichtumsbericht benennt man Reichtum auf einmal nicht mehr als solchen?

Interview mit Christoph Butterwegge zum aktuellen Armuts- und Reichtumsbericht.

Staatsliebe

Jede der drei Ideologien hatte natürlich eine andere Rechtfertigung für ihren Etatismus, der ihr etwas peinlich war. Für die Sozialisten setzte der Staat den Willen der Allgemeinheit durch. Für die Konservativen schützte der Staat traditionelle Rechte vor dem Willen der Allgemeinheit. Liberalen stellte der Staat die Bedingungen her, unter denen individuelle Rechte zur Geltung kommen könnten. Doch in jedem Fall ging es letztendlich darum, den Staat gegenüber der Gesellschaft zu stärken, obwohl vorgeblich genau das Gegenteil gefordert wurde.

Immanuel Wallerstein, Der Siegeszug des Liberalismus (1789-1914). Das moderne Weltsystem IV.

Peitsche oder Geld

It is easy to ridicule Ayn Rand, but there is a grain of truth in her famous “hymn to money”: “Until and unless you discover that money is the root of all good, you ask for your own destruction. When money ceases to become the means by which men deal with one another, then men become the tools of other men. Blood, whips and guns or dollars. Take your choice -there is no other.”

Slavoj Žižek, Like a thief in broad daylight

New Economic Archaelogoy

Michael Hudson schreibt über die „neue Wirtschaftsarchäologie„, in der die Ursprünge von Geld und Schulden neu untersucht werden, und den Einfluss, den das Werk von Karl Polanyi und seine Schüler auf sie haben. Diese historische Forschung setzt er immer wieder in Bezug auf die gegenwärtigen Verhältnisse.

In view of the problems that debt has caused through the ages, the analysis of how societies have regulated credit and debt should be at the very center of our understanding of money.

LatourCorona

Ein Text von Bruno Latour zum gegenwärtigen Lockdown. Für ihn ist die zentrale Frage, wie zu verhindern ist, dass die zerstörerischen Verhältnisse von vor der Krise wiederhergestellt oder sogar noch verschärft werden. Die Leser werden eingeladen, einen Fragebogen dazu auszufüllen und einzureichen. Ich schätze an Latour, dass er anspruchsvolle Theorien entwirft, sie kreativ verarbeitet und dabei nicht zu obskur wird.